Nach Sibirien

27. Juli

Gegen 4:00 Uhr früh öffnete sich die Flugzeugtür. Von der Millionenstadt Novosibirsk war nicht viel zu sehen, es war dunkel, feucht und warm.
Im "INTOURIST"-Raum gab es Pepsi-Cola für Ausländer. Bei der Suche nach unserem Gepäck trafen wir eine Abordnung unserer Gastgeber, und es war ein Aufenthaltsraum reserviert, in dem wir uns noch ein bißchen ausruhen konnten.

Um 8:00 Uhr war die Nacht zu Ende, die Bürokratie rief. Zunächst zum Bahnhof wegen Fahrkarten für die Strecke nach Biesk; dann weiter in die Stadt zum Aeroflot-Büro wegen der Rückflüge - fünf Stunden im Wechsel Schlange stehen waren vergangen, bis alles geregelt war.

Am Kwaß-Stand in Novosibirsk Baden im Ob-Stausee

Mittlerweile war es später Nachmittag und wir fuhren mit unseren Gastgebern mit dem Bus nach "Akademgorodok" - das "Wissenschafts-Städtchen" etwas außerhalb von Novosibirsk. Hier haben Universität und die sibirische Abteilung der Akademie der Wissenschaften ihren Sitz.
In dem weitläufigen Campusgelände suchten wir eine "Stolowaja" zum Essen auf, und danach konnten wir uns natürlich das Baden im 1070 km2 großen Ob-Stausee nicht entgehen lassen.
Das russische Gegenstück zur S-Bahn heißt "Elektritschnaja", und eine solche brachte uns zurück in die Stadt zum Bahnhof. Von dort fuhr um 2:30 Uhr unser Zug mit einer Stunde Verspätung nach Biesk ab.

28. Juli

Ankunft in Biesk
Todmüde schliefen wir im Liegewagen bis vormittags um 11 Uhr. Vom darauffolgenden Frühstück ist bekannt, daß es Tee und Stolle gab - irgend jemand hatte also etwas besonders Nahrhaftes mit auf die Reise nehmen wollen ...

Gegen 13:00 Uhr kamen wir in Biesk an und schon um 15:00 Uhr ging es im überfüllten Linienbus weiter zur Busstation "Tourbasa Altai".
Der Bus verließ die Stadt; als wir aussteigen mußten, befanden wir uns auf einer öden Landstraße, rechts der Fluß Bija und links ein Wald.
Erstmals nahmen wir jetzt ernsthaft unsere 40-kg-Rucksäcke auf dem Rücken. Nach etwa einem Kilometer Fußmarsch waren wir jedenfalls heilfroh, die Zeltwiese neben der Touristenstation endlich erreicht zu haben.

Hier trafen wir nun auch weitere Teilnehmer der Tour aus Kazan. Noch wußten wir nicht, wie wir unseren Organisatoren beibringen sollten, daß wir andere Pläne als eine Katamaranfahrt hatten ...
Nach einem geruhsamen Abend am Lagerfeuer war für den nächsten Morgen zunächst einmal ein Sonderbus Richtung Telezker See angekündigt.

29. Juli

Um 10:00 Uhr fuhr der typisch russische gelbe Bus ab. Weil es eine Sonderfahrt war, hatte sogar jeder einen Sitzplatz. Sieben Stunden Fahrt über teilweise unbefestigte Straßen standen uns bevor.

Buspause Benzintanken

Ein Problem wollten wir noch während dieser Fahrt lösen: Wir brauchten unbedingt Benzin für unsere Kocher, wenn wir selbständig im Gebirge unterwegs sein wollten.
Wir konnten schließlich die Mannschaft überzeugen, an einer Tankstelle anzuhalten. Nun sind russische Tankstellen denkbar ungeeignet für die Befüllung von kleinen Benzinflaschen - erstmal muß der Wärter im Häuschen die Leitung freigeben, und dann hat man mit der Zapfpistole nur noch wenig Einfluß darauf, wann und wie stark es kommt ...

Telezker See bei Artybasch

Am späten Nachmittag hatte die Fahrt ein Ende. Zwischen in die Wolken hereinragenden Gebirgszügen lag vor uns der Telezker See, die "Perle des Altai".

Abends, in der "Tourbasa Artybasch", begannen wir mit der Chefin unserer Gastgeber über den weiteren Ablauf zu verhandeln. Es war eigentlich nicht vorgesehen und denkbar, uns allein in die sibirische Wildnis zu entlassen ...
So war es dann ein zähes Ringen um einen Kompromiß, letztendlich übergaben wir die für eine gemeinsame Verpflegung mitgebrachten Konserven an die Kazaner Gruppe - und wir wurden dafür an einen einheimischen Bergführer weitergereicht.
Dieser konnte uns zumindest Hinweise geben, auf welchem Weg wir unserem Ziel näher kommen könnten - zunächst einmal mußten wir in die Regionshauptstadt Gorno-Altaisk. Erstaunlich problemlos konnten wir für den übernächsten Tag einen Flug von Artybasch nach Gorno-Altaisk buchen.
In der in einzelne Verschläge unterteilten Holzbaracke der "Tourbasa" legten wir uns dann bald auf unsere Isomatten, während die Katamaranfahrer-Gruppen die halbe Nacht Gepäck sortierten und packten.


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