China 1993: Von Peking in den Tienschan


Rückreise

Am nächsten Morgen war der 13. September, 8 Tage später ist bereits unser Rückflug gebucht.
Wir stehen später auf als geplant, packen unsere Rucksäcke und sind am späten Vormittag auf dem Bahnhof, um Rückfahrkarten zu kaufen. Wenn alles klappt, so haben wir uns vorgenommen, wollen wir noch einen Zwischenstop in Xian machen.
Die Warteschlangen an den Fahrkartenschaltern füllen die gesamte Bahnhofshalle, es geht kaum voran. Es folgt die Mittagspause, und als um 13:30 Uhr die Schalter wieder öffnen, stellen wir fest, daß wir uns auch um diese Zeit an gleicher Stelle hätten anstellen können.
Gegen 16:00 Uhr sind wir fast an der kleinen Schalterluke, es wird hier so sehr gedrängelt, daß man kaum noch atmen kann. Wir hatten uns ausführlich vorbereitet und konnten Datumsangaben, Orte und Begriffe für Schlaf- und Liegewagen auf Papier gemalt vorzeigen. Wir wurden sehr gut verstanden, Fahrkarten bekamen wir trotzdem keine. Die Ursache blieb auch nach längerer Diskussion rätselhaft. Erst später wurde langsam klar, daß zum Erwerb einer Fahrkarte nicht nur eine gleichzeitig zu lösende Platzkarte notwendig ist, sondern ein weiteres amtliches Dokument, welches man angeblich in einem Büro irgendwo im Stadtzentrum beantragen muß.
Daraufhin fuhren wir enttäuscht ins Hotel zurück und fragten dort und auch in weiteren Hotels an, ob unsere Fahrkarten denn möglicht schnell zu besorgen wären. Die übereinstimmende Auskunft war niederschmetternd: Karten in die nähere Umgebung und eventuell nach Xian wären vielleicht bis zum übernächsten Tag zu besorgen. Das wurde dann doch etwas knapp für einen Zwischenaufenthalt in Xian, und wir fragten nach Tickets für den Express Urumqi - Peking an. Aus den Gesichtern und Gesten war zu schließen, daß dieses fast unmöglich, zumindest aber "very difficult" wäre; mit mindestens 7 Tagen Wartezeit müßte man rechnen.

Rückfahrt Richtung Xian
Jetzt merkten wir, daß uns die Zeit davonrannte, denn genau in einer Woche mußten wir in Peking sein, um unseren Rückflug zu bekommen.
Wir beauftragten also die Reisebüroagentur (CITS) im Hotel, uns für spätestens übermorgen Karten nach Xian zu besorgen, egal ob Liege oder Sitz, hart oder weich.
Beim 4.Mal Einchecken im gleichen Hotel haben wir nun schon Routine und reagieren auf unsere völlig falsch ausgesprochenen Namen nur noch mit Kopfnicken. Die Doppelzimmer sind alle belegt, und so machen wir noch die Erfahrung der billigeren Übernachtungsmöglichkeit (umgerechnet etwa 5,- DM pro Person) in einem großen Schlafraum mit etwa 20 Lagern auf dem Fußboden, dem sogenannten "Dormitory room".
Wir hatten also wieder mal viel Zeit und gingen am Abend essen. Nach einiger Zeit konnten wir uns mit der Kellnerin auf das Wort "Chicken" einigen, zwecks Getränk zeigten wir ihr die entsprechende Flasche an der Bar. Zitat aus unserem Reisetagebuch: "Der Broiler war ein ganzes Vieh und in Ordnung; die "Petersilie" muße natürlich schleunigst entfernt werden ...".

Der nächste Tag verging mit Museumsbesuch und Stadtbummel, und am darauffolgenden Morgen hofften wir nun endgültig auf die Fahrkarten. Bis nachmittags wurden wir aber vertröstet und saßen in der Vorhalle herum, gegen 16:00 Uhr waren dann auf einmal doch unsere Fahrkarten für denselben Abend da. Trotzdem wir nur "HardSleeper"-Karten hatten, wurden wir bis zur Abfahrt um etwa 23:00 Uhr im 1.Klasse-Warteraum geduldet und fuhren pünktlich (endlich !) wieder in Richtung Osten ab.

Xian: "Glockenturm" bei Nacht
Zweieinhalb Tage später, am Morgen des 18.9., erreichen wir Xian, die Hauptstadt von insgesamt 11 Dynastien. Bereits im 9. Jahrhundert zählte die Stadt eine Million Einwohner und war damit zu dieser Zeit die größte Sadt der Welt. Die schachbrettartig angelegte Stadt umgibt eine 35 km lange, gut erhaltene Befestigungsmauer mit 13 Toren. Etwa 30 km östlich von Xian befindet sich eine der berühmtesten Sehenswürdigkeiten Chinas: die erst 1974 entdeckte Grabanlage des ersten Kaisers von China mit etwa 7000 lebensgroßen Tonfiguren.

Unser wichtigstes Problem ist aber die Weiterreise nach Peking; nachdem wir die Schlange am Schalter gesichtet hatten, bestellten wir diesmal die Fahrkarten gleich im Hotel.
Die Stadtrundfahrt führen wir danach auch selbst durch - mit dem Linienbus. Wir sehen die "Wildgans"-Pagoden, Stadttore, "Trommelturm" und "Glockenturm". Als wir danach im Hotel tatsächlich "SoftSleeper"-Karten für den nächsten Abend bekommen, genehmigen wir uns einen Johnny Walker - Black Label für 25 FEC je 2 cl.

Die Zeit am nächsten Tag reicht nicht für eine Fahrt zur Tonarmee aus, so mieten wir uns Fahrräder und fahren durch die Stadt bis zur 6 km östlich von Xian liegenden Ausgrabung Banpo, einer zufällig entdeckten, etwa 6000 Jahre alten Stammessiedlung, die in wesentlichen Teilen noch erhalten ist.
Abends erwarten uns noch einmal fast 24 Stunden Zugfahrt; bevor wir am Nachmittag des 20. September wieder in Peking eintreffen. Wir haben es gerade so geschafft ! Noch einmal die letzten Mitbringsel eingekauft, dann geht es schon nach einer kurzen Nacht im Airport-Hotel wieder per Flugzeug zurück über Kopenhagen nach Leipzig.







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