Zittauer Gebirge

Lage und Bedeutung

(Aus: Kletterführer Zittauer Gebirge und andere Klettergebiete Sachsens, Sportverlag Berlin 1993)
Das Zittauer Gebirge, im südöstlichsten Zipfel Sachsens gelegen, hebt sich deutlich vom übrigen Gebiet der Oberlausitz ab.
Gu. Mann am Kelchstein
In allen Teilen reich bewaldet, ist es gekennzeichnet durch steilwandige, zerklüftete Sandsteinfelsen und formschöne Phonolitkegel, deren Gesteinsschmelzen in der Tertiärzeit die ursprünglich einheitliche Sandsteindecke durchbrachen und die höchsten Gipfel des Gebirges bilden (Lausche 793m, Hochwald 749m). Diese vulkanischen Vorgänge erhitzten und erhärteten zugleich den benachbarten Sandstein, der bei der nachfolgenden Abkühlung teilweise in Säulen zersprang, wie sie noch heute an der "Orgel" in den Jonsdorfer Mühlsteinbrüchen zu sehen sind.
Das gesamte Zittauer Gebirge ist Landschaftsschutzgebiet. Zahlreiche einzelne Felsgebilde, darunter auch Kletterfelsen, stehen als Naturdenkmale unter besonderem Schutz (Kelchstein, Große und Kleine Orgel, Nonnenfelsen u.a.). Südlich von Jonsdorf befindet sich das Naturschutzgebiet "Jonsdorfer Felsenstadt", das bis zur Staatsgrenze reicht.
Der Sandstein des Gebirges ist wie der des Elbsandsteingebirges eine Ablagerung des nordböhmischen Kreidemeeres aus dem Mittel- und Oberturon. Im Westteil des Gebietes von Jonsdorf findet man auch die geologisch jüngeren Schichten des Coniac. In der Beschaffenheit des Gesteins bestehen jedoch Unterschiede. Nur in einem begrenzten Gebiet findet man den normalen, mittelkörnigen Sandstein, während grobkörniger, geröllreicher Sandstein den größten Raum einnimmt. Teils sind die Gerölle, fast ausschließlich Quarz, in schwachen, gegen Sandstein abgegrenzten Bändern geordnet, teils sind sie gleichmäßig, ohne scharfe Begrenzung im mittel- oder grobkörnigen Sandstein eingelagert.
Gesicherter Klettersteig
durch die Felsen
Stärker als im Elbsandsteingebirge sind die Einflüsse des tertiären Vulkanismus ausgeprägt: Starke Verkieselung vor allem im Nordteil des Gebirges und häufiges Vorkommen von Eisenrinden im ganzen Gebiet verleihen dem Sandstein besondere Härte und Schärfe. Die starke Rotfärbung des Felsens, besonders im Oybiner Gebiet, rührt von einer starken Durchsetzung mit Eisenoxidhydrat her.
Als gegeneinander abgegrenzte Klettergebiete gelten im Zittauer Gebirge das obere Weißbachtal (nordöstlich von Lückendorf), der Oybiner Kessel mit seiner Umrandung und das Jonsdorfer Gebiet. Von den insgesamt 88 Klettergipfeln erreichen nur wenige eine Höhe von 30m. Im Gesamtlandschaftsbild des Zittauer Gebirges spielen die Kletterfelsen nur eine untergeordnete Rolle, auch wenn einige eindrucksvolle Felsgruppen wie die Rosensteine, die Zwillinge am Berg Oybin und die Nonnenfelsen herausragen. Östlich des Weißbachtales setzen sich die Kletterfelsen auf dem Gebiet der Tschechischen Republik fort.

Geschichte

(Aus: Kletterführer Zittauer Gebirge und andere Klettergebiete Sachsens, Sportverlag Berlin 1993)
Die ersten Klettereien im Zittauer Gebirge sind aus dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts bekannt. Dabei wurden oftmals künstliche Hilfsmittel wie Seilwurf benutzt, so bei der ersten nachweisbaren Klettertour, der Besteigung des nördlichen Uhusteines durch Gustav Jahn und Max Richter am 10.11.1875 oder bei der Erstbesteigung der Fellerwand (Fellerova vez) durch Theodor Feller aus Zittau. Weitere Besteigungen dieser Anfangsperiode des Klettersports waren Südlicher Uhustein (1880), Hoher Rabenstein (Sachtova vez, 1891) und Schalkstein (1898).
Kletterer aus Nordböhmen waren bis in die ersten Jahre des 20. Jahrhunderts wesentlich beteiligt, so daß auch die folgende systematische Gipfelerschließung im böhmischen Teil des Gebirges begann und dann auf das sächsische Weißbachtal und das Jonsdorfer Gebiet übergriff: Totenstein (Smrtka) und Reichenberger Turm (Liberecka vez) 1904; Jonsdorfer Mönch 1905; Spitzstein 1906; Grenzkogel und Mehlsack 1907. Beteiligt daran waren vor allem Robert Häusler aus Zittau sowie Adolf Portsch, Rudolf Kauschka und Karl Kirchhof aus Reichenberg (heute Liberec).
In den folgenden Jahren verlagerte sich der Schwerpunkt der Erschließung ins Gebiet von Oybin, wo Kletterer aus Zittau, Görlitz und Dresden die bedeutendsten Gipfel erstiegen: Ernst-Schulze-Stein, Unterer und Oberer Mönch, Jubiläumsturm und Zwillinge (1910); Kelchstein (mit künstlichen Hilfsmitteln, 1911); Glocke (1912). Neben Robert Häusler traten in dieser Periode vor allem Max Eichler, Ernst Frenzel, Hans Knoblauch und Ernst Schulze als Erstbegeher hervor. Während dieser Zeit bildeten sich enge Beziehungen zum Klettern im Elbsandstein heraus, die vor allem durch die Anwendung der dortigen Klettergrundsätze gekennzeichnet waren. Sichtbar wurde diese sportliche Richtung zuerst bei den ersten Besteigungen der beiden Uhusteine ohne künstliche Hilfsmittel in den Jahren 1906 und 1909. Dagegen blieb das sportliche Leistungsniveau noch lange Zeit hinter dem des Elbsandsteingebirges zurück.
Die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen ist durch zwei Hauptlinien der klettersportlichen Entwicklung gekennzeichnet. Die weitere Erschließung neuer Kletterfelsen, vor allem solcher höherer Schwierigkeit, vollzog sich sporadisch: 1920 Morsche Zinne, 1924 Thielkopf, 1926 Waltersdorfer Turm, 1933 Mönchswand, 1937 Vergessener Turm. Daneben kam es zur Erschließung neuer Aufstiege an den bekannten Felsen bei weiterer Steigerung der Schwierigkeit. Wandkletterei wurde dabei bevorzugt, schwierige Risse wurden zu dieser Zeit von den einheimischen Kletterern noch gemieden. Herausragende Neutouren waren: Barbarine Alter Weg (1921), Oberer Mönch Talweg (1922), Ernst-Schulze-Stein Hüttlerweg (1923). Getragen wurde diese Entwicklung vor allem von Erwin Gutsche, Alfred Hüttler, Werner Noack und Walter Thomas. Den ersten schwierigen Riß, zugleich den ersten Weg des Schwierigkeitsgrades VIIa, durchstieg 1924 der Dresdner Gerhard Grabs am Ernst-Schulze-Stein. Den Abschluß dieser Periode bildeten die ersten Wege des Schwierigkeitsgrades VIIc: Ernst-Schulze-Stein Ostkante (1939) und Südlicher Uhustein Hochwaldkante (1940).
Barbarine - Alter Weg VI
In den Kriegs- und den ersten Nachkriegsjahren wurde auch im Zittauer Gebirge wenig geklettert. 1940-45 gab es nur drei Erstbegehungen. Die bedeutendste Leistung der ersten Nachkriegsjahre, die sportlich einwandfreie Besteigung des Kelchsteins durch Siegfried Schreiber 1946, geriet lange in Vergessenheit.
Um 1950 setzte eine intensive Suche nach neuen Kletterzielen ein. Zahlreiche, zum Teil schon vergessene Felsen wurden entdeckt und erstiegen. Eine breite Erschließung neuer Wege bis zum Schwierigkeitsgrad VIIb begann. Initiator dieser Entwicklung war Fritz Hübner aus Zittau, der vor allem im Jonsdorfer Gebiet tätig war. Heinz und Werner Keil fanden im Oybiner Gebiet zahlreiche neue Aufstiege. In dieser Zeit war ein bedeutender Zuwachs an Kletterwegen zu verzeichnen. der von Fritz Hübner 1952 herausgegebene erste Kletterführer enthielt 53 Klettergipfel und 128 Aufstiege.
In den Folgejahren setzten vor allem Horst Haufe, Georg Hilse, Konrad Lindner, Horst Umlauft und Heinz Urban neue Maßstäbe bei der Durchsteigung schwierigster Wege: Ernst-Schulze-Stein Nordriß (1952), Fensterturm Südwestweg (1954), Glocke Emporweg und Zwillinge Reginakante (1955), Waldtorwächter Willi-Hauptmann-Gedächtnisweg und Kelchsteinwächter Wegriß (1957), Jubiläumsturm Nordwand und Waldtorwächter Schiefer Tod (1958). Nochmals wurden nach 1960 in größerer Zahl neue Kletterfelsen erschlossen: Gratzer Höhle (1960), Gratzer Felsen (1966), Brütende Henne (1967), Emporturm (1969). Zahlreiche weniger bedeutende Felsen fanden jedoch nicht immer Anerkennung. Aktiv in dieser Zeit waren vor allem Wolfgang Glaser, Helmut Bardoux, Ulrich Miegel, Hubertus Kürzel, Klaus Leupolt, Frank Richter, Manfred Thiele und Claus Westermeier.
Der nächste bedeutende Abschnitt der klettersportlichen Entwicklung begann um 1980, nachdem schon 1972 mit "Südöstlicher Zwilling, Strapaze" der erste Weg des Schwierigkeitsgrades IX gemeistert wurde: Zwillinge Alter Traum und Elfenturm Orgelkante (1981), Zwillinge Trilogie (1983), Schluchtwand Generationswechsel (1984), Töpfertürme Märchenwald (1986), Kelchsteinwächter Weg für Zurückgebliebene (1989). Maßstäbe setzte vor allem Werner Schönlebe, mit dessen Wegen an den Zwillingen erstmals der Schwierigkeitsgrad X erreicht wurde. Neben ihm gehörten Bernd Franze, Steffen Otto, Jörg Sommer und Michael Urbczat zu den Spitzenkletterern der achtziger Jahre.

Art der Kletterei und wichtige Regeln

Es gelten die Sächsichen Kletterregeln (siehe Sächsische Schweiz) mit einigen leichten Modifizierungen.

Die Schwierigkeitsskala

Es gilt die Sächsische Schwierigkeitsskala (siehe Sächsische Schweiz).

Kletterführer und Karten

Sperrungen

In den Naturschutzgebieten "Weißbachtal" und "Jonsdorfer Felsenstadt" ist das Klettern nur in bestimmten Zeiträumen und nur mit Sondergenehmigung möglich.

Ansprechpartner und Erste Hilfe

Sektion Zittau des Deutschen Alpenvereins (ehem. Zittauer Bergsteigergemeinschaft)

Rettungsdienst: Notruf 112

Bergungsboxen:

Die einzelnen Kletterreviere


© Matthias Mann, 01.11.2007