Weiter nach Gorno-Altaisk

31. Juli

Flughafen Artybasch -
Tower

Der Flugplatz von Artybasch ist eine Wiese am Ufer des Telezker Sees.
Es gibt einen Tower - eine Holzhütte mit Antenne - und ein Wartegebäude.
Das Wetter ist aber schön - daher findet neben dem Flugfeld ein Volleyballturnier unter allen wartenden Fluggästen statt.

Flughafen Artybasch - Wartegebäude

Bis zu unserer offiziellen Abflugzeit um 13:00 Uhr tat sich natürlich nichts - noch nicht einmal die Frühmaschine war aufgetaucht.
Der Funker im Tower hatte heute irgendwann schon mal kurz einen Kontakt: es würde heute eben etwas später werden ...

Kurz nachdem Stephen (genannt "Snegman", weil er die letzte Nacht unter Staunen der russischen Expeditionen außerhalb des Holzverschlages übernachtete) eigentlich viel zu spät an der Abfertigung erschien, kam tatsächlich erstmal die Vormittagsmaschine.
Plötzliche Hektik beim Personal - die Kühe mußten vom Flugfeld gescheucht werden. Kurz darauf konnte sie landen - eine MI-8 der Aeroflot.
Hubschrauber auf dem Flugfeld

Es war natürlich nicht unsere - die Passagiere des ersten Fluges betraten nun die Check-In-Wiese und ohne weitere Verzögerung startete der Hubschrauber wieder und war kurz darauf hinter den Bergen verschwunden.
Im Wissen, daß wir auf dessen Rückkehr zu warten hatten, legten wir uns in die Sonne.

Das Wetter blieb gut, und so kam der Hubschrauber bereits nach zwei Stunden wieder aus Gorno-Altaisk zurück.

Jetzt waren wir also dran - das erste Mal im Leben mit einem Hubschrauber. Es gab einen Übergang im Holzzaun zum Flugfeld, dort ging es drüber und unter drehenden Rotoren hindurch mit unseren schweren Rucksäcken zur Einstiegsluke.
Einsteigen

Die Tickets mußten vorgezeigt werden und wurden abgerissen; alles war irgendwie wie beim Busfahren.
Mitgenommene Beutel und Kisten der Mitfahrer stapelten sich im engen Gang zwischen den 20 Sitzplätzen. Wir bekamen dann eine Ecke zugewiesen, wo wir unsere Rucksäcke hinstapeln sollten.
Der Letzte stand noch mit Rucksack auf dem Trittbrett - da ging es los, steil nach oben. Als die Tür geschlossen wurde, konnten wir bereits die Touristenstation von weit oben sehen.
Weiße Kopfbezüge an den Sitzlehnen gab es - der Gurt allerdings war an den meisten Sitzen nicht mehr vorhanden.
Wir sahen uns an und hielten den Daumen nach oben - wie auch immer, das war für alle ein einmaliger Moment.

Der Pilot hält später konstante Höhe, nur knapp geht es über die Bergkuppen, aber die Flußtäler dazwischen sind wesentlich tiefer.

Flug über den Altai Cockpit

Der Altai dehnt sich in Südwest-Nordost-Richtung etwa 2000 km von der Wüste Gobi bis zur Westsibirischen Ebene aus, insgesamt wird dem Gebirge eine Fläche von fast 100.000 km2 zugerechnet. Ein Teil davon, nämlich etwa 10.000 km2, ist seit den 90er Jahren Naturreservat. Die eigentliche Gebirgslandschaft hat eine Ausdehnung von 650x600 km.
Das Altai-Gebirge liegt auf russischem, kasachischem, mongolischem und chinesischem Territorium. Die zerklüfteten Bergrücken des Zentralaltai bilden die Wasserscheide zwischen dem einerseits nördlich über die Flüsse Ob und Irtysch in die Kara-See im Arktischen Ozean und andererseits dem in das ausgedehnte zentralasiatische Becken abfließenden Wasser.
Check-Out in Gorno-Altaisk

Der größte Teil des Altai hat Mittelgebirgscharakter, und so fliegen wir fast ausschließlich über sanfte Bergkuppen und können selbst mit viel Mühe die im Zentralaltai liegenden gewaltigen Bergrücken nur in der Ferne vermuten. 40 Minuten dauerte der Flug über die scheinbar kaum bewohnten Gebiete. Erst beim Landen stellen wir fest, daß es hier eine Beton-Rollpiste gibt - wir sind in Gorno-Altaisk, der Hauptstadt der autonomen Region Gorno-Altaisk.

Mit dem Linienbus fuhren wir ins Zentrum der Stadt.
Vorm Cafe
"Edelweiß"

Wir teilten uns - eine Abordnung sollte den lokalen Vertreter der Bergwacht ("KCC") aufsuchen, die anderen opferten sich, inzwischen die am Straßengrill angebotenen Schaschlyks zu probieren ...

Die ersten Fleischspieße hatten wir gerade hinter uns ( seit längerer Zeit das erste Fleisch - sicherlich nicht nach europäischen Gesichtspunkten geprüft und zubereitet - aber egal ), da erreichte uns die Meldung, es gäbe einen Zeltplatz für uns und alles Weitere würde vorbereitet.

Wir verlassen die Plattenbauten im Zentrum der Stadt. Über eine Brücke gelangen wir auf die andere Seite des Flusses Mayma.
Hier säumen nur noch kleinere Häuser und Bauerngehöfte den unbefestigten Weg. Einige Felsen tauchen auf - natürlich versuchen wir schon im Vorübergehen, die Bekletterbarkeit dieser Massivwand abzuschätzen.
Unser Zeltplatz ist eine kleine Wiese zwischen felsigem Hang und dem Fluß. Trinkwasser gibt es an einer Pumpe nahe der Brücke - wir bekommen aber noch eine Ermahnung mit, das Wasser nicht unnütz laufen zu lassen. Scheinbar ist die ganze Gegend auf das Wasser dieser Pumpe angewiesen.

Am Lagerfeuer kochen wir abends Tee und Suppe. Die Hinweise auf eine notwendige Meldung bei der Miliz und die prinzipielle Möglichkeit eines Fluges per Hubschrauber in die Berge geben reichlich Stoff, uns den Weiterverlauf der Expedition in verschiedenen Varianten auszumalen.
Unser Expeditionsarzt hatte inzwischen auch Kontakt zum Krankenhaus des Ortes geknüpft - und so gesellte sich später noch ein einheimischer Arzt zu uns ans Lagerfeuer.

Völlig im Ungewissen, wie es weitergehen würde, zogen wir doch schon einmal die Bilanz, daß bisher alles recht problemlos verlaufen war.


Karte
Sowjetunion
Karte
Westsibirien
Karte
Altai